Einführung

Nach Bolten schließt interkulturelle Kompetenz eigen- und fremdkulturelle Kompetenz ein. Sie bestehe in der Fähigkeit zur Aushandlung und Realisierung handlungsfähiger Synergien zwischen eigen- und fremdkulturellen Ansprüchen und Gewohnheiten. (Bolten 2007:24)

Das Leben in einer globalisierten Welt stellt uns täglich vor neue Herausforderungen. Durch die Verknüpfungen zwischen vielen Arbeits- und Lebensbereichen sind interkulturelle Teams schon längst Alltag geworden. Durch die internationale Zusammenstellung unserer Gruppe, ist diese Fragestellung für uns besonders interessant. Wir sind Studierende aus Polen und Deutschland der Europa Universität Frankfurt (Oder), die sich allgemein durch ihre Internationalität auszeichnet.

In diesem Teil der Homepage präsentieren wir euch also das Thema „Interkulturelle Teams“. Im Folgenden findet ihr erst eine Einführung mit wissenschaftlichem Schwerpunkt. Anschließend versuchen wir in mehreren Punkten euch praktische Tipps zur Teamarbeit in interkulturellen Zusammensetzungen zu geben. Ganz am Ende der Seite findet ihr weiterführende Literatur mit der ihr euch über den aktuellen Forschungsstand informieren könnt.

Interkulturelle Kompetenz nach Gröschke

Das Ergebnis einer interkulturellen Gruppenarbeit ist nicht allein von der Kompetenz des Individuums abhängig, sondern auf einer zweiten Ebene auch von der Gruppenkompetenz (siehe Abbildung 1).

Daniela Gröschke hat sich in ihrem Aufsatz „Interkulturelle Kompetenz für die globalisierte Arbeitswelt“ mit interkultureller Teamarbeit beschäftigt.

Zu den Potenzialen interkultureller Teams zählt Gröschke:

-          Innovationsfähigkeit

-          Höhere Kreativität

-          Bessere Entscheidungsfindung

-          Genauere Problemanalyse

-          Höhere Kompromissbereitschaft

-          Bessere Ressourcennutzung und Marktnähe

Mögliche Schattenseiten (nicht immer negativ zu bewerten!):

-          Höheres Konfliktpotenzial

-          Niedrigere Kohäsion

-          Fehlendes Vertrauen

-          Interkulturelle Missverständnisse

-          Stressreaktionen

-          Brechen von kulturellen Tabus sowie

-          Ablehnung und Beziehungsabbruch

Abb 1.: Interkulturelle Kompetenz auf individueller und gruppenspezifischer Ebene

Quelle: Daniela Gröschke: „Interkulturelle Kompetenz für eine globalisierte Arbeitswelt“ (2009).

Wenn ihr produktiv und mit Freude in einem interkulturellem Team arbeiten wollt, dann...

...versucht mal das hier:

 

Nimm die Brille ab!

„Wir erleben unsere Umwelt immer aus der Sicht unseres eigenen, kulturellen Lebenszusammenhangs [...] – eine Haltung, die als Ethnozentrismus bezeichnet wird.“ (vgl. Techniken des interkulturellen Umgangs, o.A., S.50) Mit anderen Worten ausgedrückt: Jeder Mensch betrachtet die Welt durch seine eigene „kulturelle Brille“. Um nun in interkulturellen Interaktionssituationen erfolgreich handeln zu können, müssen wir uns zunächst der eigenkulturellen Prägung unseren Handelns bewusst werden und erkennen, dass auch wir durch eine fremdkulturelle Brille betrachtet werden. In einem nächsten Schritt soll dann versucht werden, diese Brillen abzunehmen, um sich offen, vorurteilfrei und mit Respekt gegenüber zu treten.

Wieso probiert ihr nicht ein Eisbrecher-Spiel zu Beginn eurer Zusammenarbeit aus, um euch eurer Kultur bewusst zu werden?
Hier findet ihr zum Beispiel ein Handbuch mit hilfreichen Tipps und Tricks zur internationalen Jugendarbeit: "KULTUR ER-LEBEN":

 

"Takka Tukka!"

Ein selbstverständlich wirkendes und doch nicht zu verachtendes Problem und Potenzial in interkulturellen Teams ist die Mehrsprachigkeit. Der Umgang damit stellt ein meist immer wieder auftretendes Problem dar.

lingua franca
Das Team sollte sich gleich am Anfang auf eine „gemeinsame Sprache“ oder „lingua franca“ im Umgang miteinander einigen (vgl. Otten, Scheurich, Mallmann). Falls das Team sich selber Regeln setzt, sollten diese unbedingt die Verpflichtung zu einer gemeinsamen Sprache beinhalten.

Codewort
Eine gute Möglichkeit, um sicher zu stellen, dass sich alle an die Regel der gemeinsamen Sprache halten und auch immer wieder daran erinnert werden, könnt ihr folgendes Spiel einsetzen:
Betritt eine Person den Raum oder kommt zu einem Gespräch hinzu, dass nicht in der vereinbarten Sprache stattfindet, sagt er oder sie sofort gut hörbar: Takkatukka!
Hierdurch werden die anderen auf die neu hinzu gekommene Person aufmerksam und müssen sofort das Gespräch in der vereinbarten Sprache fortsetzen.

Alle einbeziehen
Sprachbarrieren gehen über eine erschwerte Kommunikation hinaus. Selbst wenn eine gemeinsame Sprache verwendet wird, die die Gruppenmitglieder aber in unterschiedlichem Maße beherrschen, wird schnell ein Mitglied ausgeschlossen.
Andererseits kann es sein, dass dieses Mitglied sich zurück hält, da andere ihre Meinung schneller und komplexer äußern können. Hierbei muss also vermehrt darauf geachtet werden, alle mit ein zu beziehen.
Merkt ein Gruppenleiter, oder auch ein anderes Gruppenmitglied, dass sich eine Person, die der Sprache nicht so mächtig ist, stark zurück hält, sollte er oder sie einfach diese Person direkt ansprechen und nach ihrer Meinung fragen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, auch an die Frage die Erklärung an zu fügen, warum er oder sie nachfragt, damit der Angesprochene dies nicht als Angriff oder Vorwurf versteht.

Fühlst du schon oder denkst du noch?

Empathie spielt eine große Rolle bei den interkulturellen Kompetenzen. Die Mitglieder eines interkulturellen Teams sollten sich nicht nur sprachlich, aber auch mental miteinander verstehen. Aus diesem Grund sollten sie Empathie schulen, um Denkweisen und Verhalten eines fremdkulturellen Kommunikationspartners besser zu verstehen. Es gibt ein paar Hinweise, wie man Empathie üben kann, um einen interkulturellen Erfolg zu erreichen.

  1. „Ein genauer Zuhörer lehnt sich nicht einfach passiv zurück, sondern bemüht sich, in aktiver Weise neue Informationen des Gegenübers wahrzunehmen und mit alten Informationen abzugleichen“ (ebd., S.56). Das bedeutet, dass er sich genau auf seinen Sprechpartner konzentrieren sollte, nicht nur zuhört oder „Ja, Ja“ sagt. Der Zuhörer sollte auch verständnisvoll sein, wenn sein Sprecher zum Beispiel Zeit zum Denken benötigt.
  2. „Auf nonverbales achten“: Eine Person sollte auch auf die Körpersprache aufpassen. In jeder Kultur kann eine Geste etwas anders bedeuten. Man muss sich in jemandes Lage versetzen, um sich bewusst zu werden, was er oder sie uns übermitteln will.
  3. „Spiegeln. Um einen guten Kontakt zu ihrem Kommunikationspartner aufzubauen, können Sie versuchen ihn zu spiegeln“ (ebd., S.56). Es handelt sich um das Spiegelbild von der Befindlichkeit einer anderen Person. Man kann das wie folgt machen: eine Person sitzt einer anderen „traurigen“ Person gegenüber und versucht die gleiche Stimmung und Gefühle zu empfinden.

Es gibt auch eine gute Übung, um mit Empathie die innere Haltung  eines Gegenübers zu erschließen. Die Aufgabe besteht darin, dass ihr einen kleinen Abschnitt aus einer Talkshow schaut - das Ganze aber ohne Ton. Dann müsst ihr drei Fragen beantworten:

  • Worum könnte es im Gespräch gehen?
  • Ist die Atmosphäre eher freundlich oder feindlich?
  • Welche Beziehungen bestehen zwischen den Gesprächspartnern? Ist das Gespräch durch Nähe oder Distanz geprägt?  

Abschließend kann gesagt werden, dass Empathie nötig ist, damit eine interkulturelle Gruppe richtig funktioniert. Ohne sie könnte ein Mensch nicht wissen, was eine andere Person fühlt. Diese Fähigkeit ist hilfreich beim Verstehen fremder Kulturen, also sehr wichtig bei den interkulturellen Kompetenzen.

Der Goldtopf... am Ende des Regenbogens.

Der englische Ausdruck Team bedeutet so viel wie "der arbeitsbedingte Zusammenschluss mehrerer Personen zu einer Mannschaft", die als Kombination durch die vorhandenen Talente und das vorhandene Wissen eine größere Wertschöpfung erreichen kann (vgl. Interkulturelles Teammanagement, o.A., S.44). Klingt verführerisch? Bedauerlicherweise gibt es aber immer die Kehrseite der Medaille und wir müssen auch berücksichtigen, dass interkulturelle Teams zu einer der schwierigsten Gruppen gehören. Die heterogenen Teammitglieder haben verschiedene Erwartungen, Ansichten, Arbeitsstile, verfügen über ungleichartige Erfahrungen und Herangehensweisen, was zu problematischen Situationen und Missverständnisse führen kann.

Ja, es gibt Konfliktpotenzial, aber keine Sorge! Das ist völlig natürlich und ein Teil vom Entwicklungsprozess, den wir nicht nur negativ sondern auch positiv betrachten müssen. Wichtig hierbei ist der kompetente Umgang mit solchen Missverständnissen. Oft reichen kleine Interventionen (eine kleine Mittagspause, eine Methodenveränderung oder simple Erklärung, usw.), um ein Problem zu beseitigen. Die Hindernisse gelten nicht als Beschränkungen, Entwicklungsgrenzen oder Stagnation für Teammitglieder, sondern sollten als Aufforderung genutzt werden, als eine Möglichkeit den Gruppenprozess näher und aus einer anderen Perspektive beobachten und reflektieren zu können. Dann stellen wir uns die Fragen, ob sich alle beteiligen konnten, ob die Gespräche nicht abgedriftet sind, ob die richtigen Entscheidungen getroffen wurden und die Zeit eingehalten wurde und am Ende alle mit dem Ergebnis zufrieden sind. Könnten wir etwas verbessern, wenn ja, auf welche Art und Weise und was kann ich für die nächste Teamarbeit in einem interkulturellen Kontext mitnehmen?

Letztendlich folgt nach jedem Regen Sonnenschein und am Ende eines jeden Regensbogens ist ein Goldschatz versteckt.. also haltet durch, wenn es zu leichten Schauern während eurer Teamarbeit kommt, es lohnt sich!

...vermeidet dies:

 

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