Einleitung

Die hier vorgestellte Idee umfasst eine Austauschwoche an der Uni Viadrina.

Eine Gruppe von Studierenden und Lehrenden einer Partneruniversität wird für eine Woche an der Viadrina gastieren.

Hiesige Studierende und Lehrende bereiten mit ihnen gemeinsam ein Programm vor, welches verschiedene Lehrformate enthält, die um ein inhaltliches Thema herum angewendet und schließlich auch ausgewertet werden.  Peer-Tutor*innen und Studierende, die am Projektmanagement interessiert sind, begleiten die Prozesse aktiv mit.

Ziel ist ein lebendiger Austausch, sowohl zum Thema, als auch zu der Art und Weise des Vermittelns und Lernens, der sorgfältig und übersichtlich evaluiert und dokumentiert wird und anschließend veröffentlicht wird. Die Ergebnisse dieses Austausches fließen konkret in die Lehre der Viadrina ein.

Obwohl eine Umsetzung wünschenswert wäre, ist dieses Konzept sowie beigefügte Beispiele (bisher) rein fiktiv. Absprachen, sowohl mit der Europa-Universität Viadrina, als auch mit der Malmö-University als Partnerinstitution wurden nicht getroffen und der konkrete Bezug dient lediglich beispielhaft zur Veranschaulichung.

 

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Motivation

Warum viaLOG? Warum Viadrina?

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Universität Viadrina - wie viele andere Universitäten - auf wichtige gesellschaftliche Belange noch nicht ausreichend reagiert.

Die Viadrina hat bereits einen Fokus auf verschiedene Lernformate. Das Peer-Tutoring ist wichtiger Bestandteil der Universitätsstruktur, das ZSFL wendet diverse Lernformate an und entwickelt diese weiter. Allein in der akademischen Lehre, in den Curricula, sind diese Versuche noch nicht angekommen, von denen nicht nur Studierende, sondern hier auch Lehrende/ Dozierende Ideen und Impulse mitnehmen könnten und der Viadrina zu einem exzellenten Ruf bezüglich Diversität der Lehr- und Lernformate verhelfen könnten.

Als Studierende der Viadrina und Teilnehmende der Peer-Tutoring-Ausbildung haben wir besondere Einblicke in die Lehre an der Viadrina und möchten aus diesen Erfahrungen heraus das Profil der Universität schärfen und die ersten Schritte innovativer und flexibler Lehr- und Lernversuche auf weitere Universitätsbereiche ausweiten. In den folgenden Themen sehen wir Defizite und Handlungsbedarf und möchten das derzeit zu wenig genutzte Potenzial der Viadrina als Bildungsinstitution ausschöpfen.

 

Bildung für alle

Bildungsinstitutionen sind Ländersache und Lehrinhalte werden von der inhaltlichen Ausrichtung einzelner Fakultäten und Lehrstühle innerhalb von Universitäten definiert.

Lehrmethoden werden von den Lehrenden selbst gewählt, lediglich die Unterscheidung in Vorlesungen, Seminare, Übungen, Kolloquien ist vorgegeben. Die Dozierenden sind in ihrer Methodenwahl frei, eine pädagogische Vor- oder Weiterbildung ist keine Pflicht.

Zwar finden zum Abschluss eines Semesters i.d.R. Evaluationsbefragungen unter den Studierenden statt, was aus diesen geschieht und inwiefern diese in die Lehre zurückfließen, bleibt jedoch intransparent.

Lehrmethoden können einen entscheidenden Einfluss auf die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten haben. In unserer zunehmend inklusiv bemühten Gesellschaft, in der Bildung für alle propagiert wird und sich u.a. durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Digitalisierung vieles verändert und flexibler wird, ist doch in der universitären Bildungsstruktur ein deutlich langsameres Tempo an Entwicklung und Innovation im Bezug auf Lehre zu verspüren. Experten beklagen zudem, dass noch immer junge Menschen aus sogenannten bildungsfernen Schichten weniger häufig zu einem Universitätsabschluss kommen. Die Lehre und das Lernen sollte mehr in den Mittelpunkt gerückt und durch eine Erweiterung der Methoden flexibler und inklusiver gestaltet werden und mehr auf die Lernbedürfnisse von (potenziellen) Studierenden eingehen.

 

Öffnung von Universitäten

Auch die zunehmende Internationalisierung und Öffnung von Universitäten nach außen, die immer auch Lernergebnisse bewirkt, soll hier bewusst gefördert und als eine Chance begriffen werden, das Lernen lebendiger zu gestalten und Erfahrungen, die im Kontakt mit externen Lehr- und Lernbereichen gesammelt werden, zu bündeln, in Diskursen auszuhandeln und zu erweitern, um sie in Universitätsabläufe gewinnbringend zu integrieren. Momentan geht viel Erfahrung und Potential verloren, da solches Wissen nicht dokumentiert und weiterverwendet wird.

 

Partizipation und Praxisbezug

An Universitäten wird häufig kritisiert, es fehle der Praxisbezug und die Studierenden seinen wenig in die Prozesse eingebunden. Diese Lücke soll geschlossen und sowohl Praxisbezug als auch Partizipation von Studierenden und Lehrenden aktiv gefördert werden, um auch Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt nötig sind, weiter zu fördern.

 

Die Viadrina als junge Europa-Universität muss gesellschaftliche Tendenzen und Bedürfnisse ernst nehmen, um ihre Qualität in Lehre und Angebot aufrechtzuerhalten und weiter zu verbessern und zeitgemäße Lehr- und Lernformate zu entwickeln.

 

Der Name "viaLOG"

Zur Namensfindung viaLOG:

 

viaLOG ist angelehnt an „Dialog“= Zwiegespräch, oder eine Zusammensetzung aus Viadrina und Dialog

 

Der Name enthält und impliziert aber auch Folgendes (Vgl. Wikipedia):  

 

via, lateinisch im Sinne von "Weg"

via, Präposition, deutsch/englisch "mittels", "durch" oder "entlang".

 

LOG von „Logos“, griechisch "Wort", „Rede“ oder auch "Lehre" mit weitem Bedeutungsspielraum, auch „Sinn“, geistiges Vermögen wie „Vernunft“

LOG wie "Login" wie anmelden, eintreten, drinsein, mitmachen dazugehören usw.

LOG wie Logik oder logisch, im Sinne von Erkenntnis, Analytik, Argumentation und Schlüssigkeit.

LOG wie in Logistik, in Bezug auf die Organisation und Koordination der Veranstaltung

LOG wie in „analog“ (vs digital), denn alle kommen in der Woche ana“log“ zusammen und beleuchten Unterschiede, aber auch Ana“log“ien von Lehren und Lernen.

Zielgruppen

primär:

  • Studierende der Viadrina
  • Lehrende der Viadrina
  • Lehrende und Studierende möglicher Partnereinrichtungen

sekundär:

  • alle Lehrenden und Lernenden mit ihren Bildungsinstitutionen

Voraussetzungen

  • Finazierung aller Kostenpunkte (je nach Umfang, Partnerinstitution, Reiseaufwand, Programm)
  • Räume und Technik
  • Bereitschaft, Offenheit und Wunsch der Uni und ihrer Verwaltung, das Konzept in das Angebot zu integrieren, das heißt, Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, ECTS-Credits zu vergeben, anhand der  Evaluationsergebnisse die Lehre zu hinterfragen und überdenken und Studierende aktiver in die universitäre Planung einzubeziehen
  • Personelle Kapazitäten  bzw. zusätzliches Personal zur Betreuung der Abläufe
  • Öffentlichkeitsarbeit, um Interesse zu wecken und Studierende und Lehrende sowie andere Institutionen zu motivieren, sich zu beteiligen
  • Partneruniversitäten, die interessiert sind und ebenfalls die Kapazitäten bereit stellen können, sich am viaLOG-Prozess aktiv zu beteiligen

Ziele

Studierende (Viadrina + Partnerinstitution): mehr Partizipation, direkter Einfluss auf die Lehre, Mitbestimmung, aktives Lernen, Austausch und Impulse von außen, Themenschwerpunkt "Lehren und Lernen" als Ergänzung zum sonstigen Angebot. Außerdem Praxiserfahrung im Projektmanagement sowie in der Dokumentation und Evaluation, denn die Studierenden (des Orgateams) werden in die Organisation und Gestaltung der Woche stark und aktiv eingebunden.   

Lehrende (Viadrina + Partnerinstitution): neue Impulse für die Lehre, Input von außen, Kontakte zu anderen Dozierenden, neue Themen, Austausch zu Lehrmethoden und Themen, Bekanntheit über die eigene Institution hinaus.

Viadrina (+ Partnerinstitution): Bekanntheit, Impulse von außen, Sichtbarkeit, Signal von Offenheit nach außen und für flexibles Lehren und Lernen. Eigenes Profil stärken, Exzellenz in der Lehre.

Konzeption und Planung

viaLOG umfasst ein einsemestriges Seminar in Projektmanagement, an deren Ende die eigentliche viaLOG Autauschwoche steht.

Beispielhaft und zur Veranschaulichung sind im Folgenden ein Seminarablauf mit Projektplan (als Hilfestellung für die Seminarteilnehmer*innen) sowie eine beispielhafte Ausarbeitung der Austauschwoche zu finden.

Seminarverlauf und Projektplan

Seminarverlauf

 

Seminarablauf - „viaLOG – Austauschwoche in Kooperation mit der Malmö University Schweden zum Thema Migration und Flucht“ vom 01.-07. April 2019

  1.  Blockseminar: Einführung ins Seminar – Vorbereitung auf die selbständige Arbeitsphase im Team

Datum: 19.10.2018 und 20.10.2018, 9.00 – 17.00 Uhr, GD 202

  1. regelmäßige Treffen, freitags, 9.00 – 11.00, GD 202 (siehe Projektplan)

 

Tag 1 – 19.10.2018

  • Vorstellung des Ablaufs, des Konzepts und der Ziele des Seminars
  • Informationen zum Leistungsnachweis
  • Input zum Thema „Lehre“
  • Input zum Thema „Migration und Flucht“

Tag 2 – 20.10.2018

  • Praktischer Input zum Organisationsprozess: was braucht ein Konzept/Projektplan? Wie schreibe ich Anträge, Protokolle, eine Finanzplanung?
  • Input zur Teamarbeit, TZI
  • Einteilung in Gruppen
    • Management: Fördergelder, Finanzen, Werbung
    • Logistik: Unterbringung und Verpflegung
    • Inhalt der Austauschwoche: Wochenprogrammerstellung in Kooperation mit Schweden

Vorgabe: Orientierung am groben vorgegebenen Projektplan -> detaillierte Ausarbeitung von Zwischenschritten nach Absprache im Team

 

Projektplan des Seminars

Deadline

(bis dahin muss dieser Schritt fertig sein)

Was?

(genaue Beschreibung der Teilaufgabe)

Wer?

(Welche Person(en) sind an der Aufgabe beteiligt?

Wie?

(z.B. gemeinsam arbeiten vor Ort oder Teammitglieder alleine Zuhause…)

Status

 

Themenspezifisches Konzept

 

Inhalts-Gruppe

 

 

 

Planung der Logistik (theoretisch)

 

Logistik-Gruppe

 

 

 

Theoretischer Finanzplan

 

Management-Gruppe

 

 

2. November 2018

Gruppentreffen

Beschluss des Konzeptes -> Übergabe an die Marketing/Finanzgruppe

Besprechung der nächsten Schritte

 

 

 

 

Ausarbeitung und Einreichung spezifischer Anträge (z.B. an versch. Ministerien, Stiftungen, etc.)

Management-Gruppe

 

 

 

Anfragen an Hotels, Wohnheime, Studierende, Universität, Restaurants und Cateringunternehmen

Logistik-Gruppe

 

 

 

Spezifischer Einstieg in die Thematik „Migration und Flucht“, Überlegungen zu möglichen Referenten;

Auswahl und Anfragen von ReferentInnen

Inhalts-Gruppe

 

 

30. November

Gruppentreffen

Gruppenspezifische Information über vergangene Schritte

Absprache der Location- und Inhalts-Gruppe bezüglich Tage, Orte, Urzeiten

 

 

 

 

Zuarbeiten der Marketing-Gruppe: Vorlage des konkreter zeitlicher Ablaufs, Gagenforderung sicherer ReferentInnen, benötigte Lehrmittel (Material, etc.)

Inhalts-Gruppe

 

 

 

Zuarbeiten der Marketing-Gruppe: Kostenvoranschläge von verschiedenen Hotels/Wohnheimen/Catering-Unternehmen

Logistik-Gruppe

 

 

 

Konkreter Finanzplan (sichere Fördergelder, ausstehende Anträge, Minimal- und Maximalbudget, Entscheidungsdeadline für Förderanträge)

Management-Gruppe

 

 

21. Dezember 2018

Gruppentreffen

Zusammenfügung und Vorstellung des konkreten Finanz-, Ablauf- und Organisatinsplans

 

 

 

 

Raumfestlegung mit Viadrina, Unterkunft buchen für Partnergruppe, Freizeitrahmenprogramm festlegen/buchen, Sonderpreise für Unterkunft u.A. aushandeln

Logistik-Gruppe

 

 

 

Stundenplan festlegen (Kurse, Workshops etc. den Zeitfenstern zuordnen)

 

Inhalts-Gruppe

 

 

 

Aktualisierung des Finanzplans (im Falle weiterer zugesagter Gelder) à Information der restlichen Gruppe

Marketing: Gestaltung einer Website (+ Upload des Ablaufs), Poster, Logo, Programm-Flyer

Management-Gruppe

 

 

8. Februar 2019

Gruppentreffen

Konkretisierung und Vorstellung des Stundenplans

Fertigstellung des Programmflyers, Vorstellung der Website

Kritik und Feedback

 

Schwerpunkt ab jetzt: Werbung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Werbung

alle

 

 

15. Februar 2019

Freischaltung der Anmeldung:

15. Februar – 15. März 2019

Management-Gruppe

 

 

 

Anmeldungen und mögl. Umdisponierung

alle

 

 

29. März 2019

Gruppentreffen

Letzte Absprachen vor Durchführung, z.B. Anmeldezahlen, aufgetretene Probleme

Feedbackrunde

 

 

 

 

 

Outcome

Das Outcome dieser Woche beinhaltet neben neuen Impulsen und einem weiteren praktischen Seminarangebot zum Projektmanagement sowie ECTS-Punkten für die teilnehmenden Studierenden vor allem das ausführliche Dokumentationsmaterial inklusive neuer Methoden für die Lehre sowie eine Evaluation dieser. Dies Erkenntnisse werden anschließend veröffentlicht.  Nachwuchswissenschaftler*innen sowie Studierende erhalten dadurch Zugang zu dem Material, welches sie ebenfalls für die Forschung oder Lehre nutzen können, so dass die Viadrina (ebenso wie die Partneruni) trotz der wenigen Fakultäten als eine Vorreiterin und kompetente Gesprächspartnerin in Sachen Lehre stehen kann, die auch Wissenschaftler*innen, Lehrende anderer Institutionen sowie Interessierte anzieht und die Viadrina langfristig zu einem lebendigen Zentrum des Austauschs macht.

Ausblick

Bei erfolgreicher Umsetzung von viaLOG und der Einbindung in die Universitätsstruktur als ein langfristiges Angebot sind folgende Erweiterungen des Angebots möglich:

  • Partnerinstitutionen könnten je nach Thema auch aus nichtuniversitärem Bildungskontext stammen (Beispiele: Schulen, Ausbildungsbetriebe, kreative außerschulische Bildungsinstitutionen wie Theaterschulen, Musikschulen, Erwachsenenbildung etc.)
  • Sollten die eingeladenen Partnerinstitutionen interessiert sein und sollten nötige Mittel und Infrastruktur zur Verfügung stehen, wäre eine weitere Workshopwoche von Studierenden und Lehrenden der Viadrina an der jeweiligen Partnerinstitution wünschenswert, so dass ein beidseitiger Austausch stattfindet.
  • Auch die Austauschwoche selbst könnte für externe Teilnehmende, z.B. von Bildungseinrichtungen, geöffnet werden, was mehr Menschen nach Frankfurt und an die Viadrina einlädt, die potentielle Studierende oder Partner*innen der Universität sein könnten.
  • Ein zusätzliches Rahmenprogramm während der viaLOG Austauschwoche außerhalb der Universität in  Frankfurt (Oder) sowie Słubice könnte auch ansässige universitätsferne Bürger*innen anziehen und eine Verbindung zwischen ihnen und den Studierenden herstellen. Dies würde das Angebot in den Städten vergrößern und zu mehr Kontakt zwischen Studierenden und anderen Menschen vor Ort führen.
  • Die Abstände zwischen den viaLOG Austauschwochen könnten bei entsprechenden finanziellen und personellen Kapazitäten verkleinert werden, so dass in jedem Semester eine Austauschwoche stattfindet.
  • Langfristig könnte ein Institut für Lehre and der Viadrina gegründet werden, welches einen weiteren Forschungsschwerpunkt "Lehre" etablieren könnte, der Interessierte und Expert*innen zu Forschungs- und Lehrzwecken anzieht.