Einleitung
Die hier vorgestellte Idee umfasst eine Austauschwoche an der Uni Viadrina.
Eine Gruppe von Studierenden und Lehrenden einer Partneruniversität wird für eine Woche an der Viadrina gastieren.
Hiesige Studierende und Lehrende bereiten mit ihnen gemeinsam ein Programm vor, welches verschiedene Lehrformate enthält, die um ein inhaltliches Thema herum angewendet und schließlich auch ausgewertet werden. Peer-Tutor*innen und Studierende, die am Projektmanagement interessiert sind, begleiten die Prozesse aktiv mit.
Ziel ist ein lebendiger Austausch, sowohl zum Thema, als auch zu der Art und Weise des Vermittelns und Lernens, der sorgfältig und übersichtlich evaluiert und dokumentiert wird und anschließend veröffentlicht wird. Die Ergebnisse dieses Austausches fließen konkret in die Lehre der Viadrina ein.
Obwohl eine Umsetzung wünschenswert wäre, ist dieses Konzept sowie beigefügte Beispiele (bisher) rein fiktiv. Absprachen, sowohl mit der Europa-Universität Viadrina, als auch mit der Malmö-University als Partnerinstitution wurden nicht getroffen und der konkrete Bezug dient lediglich beispielhaft zur Veranschaulichung.
https://prezi.com/view/28I9UeQyvX2hDnVE2wtP/
Motivation
Warum viaLOG? Warum Viadrina?
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Universität Viadrina - wie viele andere Universitäten - auf wichtige gesellschaftliche Belange noch nicht ausreichend reagiert.
Die Viadrina hat bereits einen Fokus auf verschiedene Lernformate. Das Peer-Tutoring ist wichtiger Bestandteil der Universitätsstruktur, das ZSFL wendet diverse Lernformate an und entwickelt diese weiter. Allein in der akademischen Lehre, in den Curricula, sind diese Versuche noch nicht angekommen, von denen nicht nur Studierende, sondern hier auch Lehrende/ Dozierende Ideen und Impulse mitnehmen könnten und der Viadrina zu einem exzellenten Ruf bezüglich Diversität der Lehr- und Lernformate verhelfen könnten.
Als Studierende der Viadrina und Teilnehmende der Peer-Tutoring-Ausbildung haben wir besondere Einblicke in die Lehre an der Viadrina und möchten aus diesen Erfahrungen heraus das Profil der Universität schärfen und die ersten Schritte innovativer und flexibler Lehr- und Lernversuche auf weitere Universitätsbereiche ausweiten. In den folgenden Themen sehen wir Defizite und Handlungsbedarf und möchten das derzeit zu wenig genutzte Potenzial der Viadrina als Bildungsinstitution ausschöpfen.
Bildung für alle
Bildungsinstitutionen sind Ländersache und Lehrinhalte werden von der inhaltlichen Ausrichtung einzelner Fakultäten und Lehrstühle innerhalb von Universitäten definiert.
Lehrmethoden werden von den Lehrenden selbst gewählt, lediglich die Unterscheidung in Vorlesungen, Seminare, Übungen, Kolloquien ist vorgegeben. Die Dozierenden sind in ihrer Methodenwahl frei, eine pädagogische Vor- oder Weiterbildung ist keine Pflicht.
Zwar finden zum Abschluss eines Semesters i.d.R. Evaluationsbefragungen unter den Studierenden statt, was aus diesen geschieht und inwiefern diese in die Lehre zurückfließen, bleibt jedoch intransparent.
Lehrmethoden können einen entscheidenden Einfluss auf die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten haben. In unserer zunehmend inklusiv bemühten Gesellschaft, in der Bildung für alle propagiert wird und sich u.a. durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Digitalisierung vieles verändert und flexibler wird, ist doch in der universitären Bildungsstruktur ein deutlich langsameres Tempo an Entwicklung und Innovation im Bezug auf Lehre zu verspüren. Experten beklagen zudem, dass noch immer junge Menschen aus sogenannten bildungsfernen Schichten weniger häufig zu einem Universitätsabschluss kommen. Die Lehre und das Lernen sollte mehr in den Mittelpunkt gerückt und durch eine Erweiterung der Methoden flexibler und inklusiver gestaltet werden und mehr auf die Lernbedürfnisse von (potenziellen) Studierenden eingehen.
Öffnung von Universitäten
Auch die zunehmende Internationalisierung und Öffnung von Universitäten nach außen, die immer auch Lernergebnisse bewirkt, soll hier bewusst gefördert und als eine Chance begriffen werden, das Lernen lebendiger zu gestalten und Erfahrungen, die im Kontakt mit externen Lehr- und Lernbereichen gesammelt werden, zu bündeln, in Diskursen auszuhandeln und zu erweitern, um sie in Universitätsabläufe gewinnbringend zu integrieren. Momentan geht viel Erfahrung und Potential verloren, da solches Wissen nicht dokumentiert und weiterverwendet wird.
Partizipation und Praxisbezug
An Universitäten wird häufig kritisiert, es fehle der Praxisbezug und die Studierenden seinen wenig in die Prozesse eingebunden. Diese Lücke soll geschlossen und sowohl Praxisbezug als auch Partizipation von Studierenden und Lehrenden aktiv gefördert werden, um auch Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt nötig sind, weiter zu fördern.
Die Viadrina als junge Europa-Universität muss gesellschaftliche Tendenzen und Bedürfnisse ernst nehmen, um ihre Qualität in Lehre und Angebot aufrechtzuerhalten und weiter zu verbessern und zeitgemäße Lehr- und Lernformate zu entwickeln.
Der Name "viaLOG"
Zur Namensfindung viaLOG:
viaLOG ist angelehnt an „Dialog“= Zwiegespräch, oder eine Zusammensetzung aus Viadrina und Dialog
Der Name enthält und impliziert aber auch Folgendes (Vgl. Wikipedia):
via, lateinisch im Sinne von "Weg"
via, Präposition, deutsch/englisch "mittels", "durch" oder "entlang".
LOG von „Logos“, griechisch "Wort", „Rede“ oder auch "Lehre" mit weitem Bedeutungsspielraum, auch „Sinn“, geistiges Vermögen wie „Vernunft“
LOG wie "Login" wie anmelden, eintreten, drinsein, mitmachen dazugehören usw.
LOG wie Logik oder logisch, im Sinne von Erkenntnis, Analytik, Argumentation und Schlüssigkeit.
LOG wie in Logistik, in Bezug auf die Organisation und Koordination der Veranstaltung
LOG wie in „analog“ (vs digital), denn alle kommen in der Woche ana“log“ zusammen und beleuchten Unterschiede, aber auch Ana“log“ien von Lehren und Lernen.
Voraussetzungen
- Finazierung aller Kostenpunkte (je nach Umfang, Partnerinstitution, Reiseaufwand, Programm)
- Räume und Technik
- Bereitschaft, Offenheit und Wunsch der Uni und ihrer Verwaltung, das Konzept in das Angebot zu integrieren, das heißt, Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, ECTS-Credits zu vergeben, anhand der Evaluationsergebnisse die Lehre zu hinterfragen und überdenken und Studierende aktiver in die universitäre Planung einzubeziehen
- Personelle Kapazitäten bzw. zusätzliches Personal zur Betreuung der Abläufe
- Öffentlichkeitsarbeit, um Interesse zu wecken und Studierende und Lehrende sowie andere Institutionen zu motivieren, sich zu beteiligen
- Partneruniversitäten, die interessiert sind und ebenfalls die Kapazitäten bereit stellen können, sich am viaLOG-Prozess aktiv zu beteiligen
Ziele
Studierende (Viadrina + Partnerinstitution): mehr Partizipation, direkter Einfluss auf die Lehre, Mitbestimmung, aktives Lernen, Austausch und Impulse von außen, Themenschwerpunkt "Lehren und Lernen" als Ergänzung zum sonstigen Angebot. Außerdem Praxiserfahrung im Projektmanagement sowie in der Dokumentation und Evaluation, denn die Studierenden (des Orgateams) werden in die Organisation und Gestaltung der Woche stark und aktiv eingebunden.
Lehrende (Viadrina + Partnerinstitution): neue Impulse für die Lehre, Input von außen, Kontakte zu anderen Dozierenden, neue Themen, Austausch zu Lehrmethoden und Themen, Bekanntheit über die eigene Institution hinaus.
Viadrina (+ Partnerinstitution): Bekanntheit, Impulse von außen, Sichtbarkeit, Signal von Offenheit nach außen und für flexibles Lehren und Lernen. Eigenes Profil stärken, Exzellenz in der Lehre.
Konzeption und Planung
viaLOG umfasst ein einsemestriges Seminar in Projektmanagement, an deren Ende die eigentliche viaLOG Autauschwoche steht.
Beispielhaft und zur Veranschaulichung sind im Folgenden ein Seminarablauf mit Projektplan (als Hilfestellung für die Seminarteilnehmer*innen) sowie eine beispielhafte Ausarbeitung der Austauschwoche zu finden.
Seminarverlauf und Projektplan
Seminarverlauf
Seminarablauf - „viaLOG – Austauschwoche in Kooperation mit der Malmö University Schweden zum Thema Migration und Flucht“ vom 01.-07. April 2019
- Blockseminar: Einführung ins Seminar – Vorbereitung auf die selbständige Arbeitsphase im Team
Datum: 19.10.2018 und 20.10.2018, 9.00 – 17.00 Uhr, GD 202
- regelmäßige Treffen, freitags, 9.00 – 11.00, GD 202 (siehe Projektplan)
Tag 1 – 19.10.2018
- Vorstellung des Ablaufs, des Konzepts und der Ziele des Seminars
- Informationen zum Leistungsnachweis
- Input zum Thema „Lehre“
- Input zum Thema „Migration und Flucht“
Tag 2 – 20.10.2018
- Praktischer Input zum Organisationsprozess: was braucht ein Konzept/Projektplan? Wie schreibe ich Anträge, Protokolle, eine Finanzplanung?
- Input zur Teamarbeit, TZI
- Einteilung in Gruppen
- Management: Fördergelder, Finanzen, Werbung
- Logistik: Unterbringung und Verpflegung
- Inhalt der Austauschwoche: Wochenprogrammerstellung in Kooperation mit Schweden
Vorgabe: Orientierung am groben vorgegebenen Projektplan -> detaillierte Ausarbeitung von Zwischenschritten nach Absprache im Team
Projektplan des Seminars
Deadline (bis dahin muss dieser Schritt fertig sein) |
Was? (genaue Beschreibung der Teilaufgabe) |
Wer? (Welche Person(en) sind an der Aufgabe beteiligt? |
Wie? (z.B. gemeinsam arbeiten vor Ort oder Teammitglieder alleine Zuhause…) |
Status |
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Themenspezifisches Konzept
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Inhalts-Gruppe |
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Planung der Logistik (theoretisch)
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Logistik-Gruppe |
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Theoretischer Finanzplan
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Management-Gruppe |
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2. November 2018 |
Gruppentreffen Beschluss des Konzeptes -> Übergabe an die Marketing/Finanzgruppe Besprechung der nächsten Schritte |
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Ausarbeitung und Einreichung spezifischer Anträge (z.B. an versch. Ministerien, Stiftungen, etc.) |
Management-Gruppe |
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Anfragen an Hotels, Wohnheime, Studierende, Universität, Restaurants und Cateringunternehmen |
Logistik-Gruppe |
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Spezifischer Einstieg in die Thematik „Migration und Flucht“, Überlegungen zu möglichen Referenten; Auswahl und Anfragen von ReferentInnen |
Inhalts-Gruppe |
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30. November |
Gruppentreffen Gruppenspezifische Information über vergangene Schritte Absprache der Location- und Inhalts-Gruppe bezüglich Tage, Orte, Urzeiten |
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Zuarbeiten der Marketing-Gruppe: Vorlage des konkreter zeitlicher Ablaufs, Gagenforderung sicherer ReferentInnen, benötigte Lehrmittel (Material, etc.) |
Inhalts-Gruppe |
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Zuarbeiten der Marketing-Gruppe: Kostenvoranschläge von verschiedenen Hotels/Wohnheimen/Catering-Unternehmen |
Logistik-Gruppe |
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Konkreter Finanzplan (sichere Fördergelder, ausstehende Anträge, Minimal- und Maximalbudget, Entscheidungsdeadline für Förderanträge) |
Management-Gruppe |
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21. Dezember 2018 |
Gruppentreffen Zusammenfügung und Vorstellung des konkreten Finanz-, Ablauf- und Organisatinsplans |
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Raumfestlegung mit Viadrina, Unterkunft buchen für Partnergruppe, Freizeitrahmenprogramm festlegen/buchen, Sonderpreise für Unterkunft u.A. aushandeln |
Logistik-Gruppe |
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Stundenplan festlegen (Kurse, Workshops etc. den Zeitfenstern zuordnen)
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Inhalts-Gruppe |
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Aktualisierung des Finanzplans (im Falle weiterer zugesagter Gelder) à Information der restlichen Gruppe Marketing: Gestaltung einer Website (+ Upload des Ablaufs), Poster, Logo, Programm-Flyer |
Management-Gruppe |
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8. Februar 2019 |
Gruppentreffen Konkretisierung und Vorstellung des Stundenplans Fertigstellung des Programmflyers, Vorstellung der Website Kritik und Feedback
Schwerpunkt ab jetzt: Werbung |
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Werbung |
alle |
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15. Februar 2019 |
Freischaltung der Anmeldung: 15. Februar – 15. März 2019 |
Management-Gruppe |
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Anmeldungen und mögl. Umdisponierung |
alle |
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29. März 2019 |
Gruppentreffen Letzte Absprachen vor Durchführung, z.B. Anmeldezahlen, aufgetretene Probleme Feedbackrunde |
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Outcome
Das Outcome dieser Woche beinhaltet neben neuen Impulsen und einem weiteren praktischen Seminarangebot zum Projektmanagement sowie ECTS-Punkten für die teilnehmenden Studierenden vor allem das ausführliche Dokumentationsmaterial inklusive neuer Methoden für die Lehre sowie eine Evaluation dieser. Dies Erkenntnisse werden anschließend veröffentlicht. Nachwuchswissenschaftler*innen sowie Studierende erhalten dadurch Zugang zu dem Material, welches sie ebenfalls für die Forschung oder Lehre nutzen können, so dass die Viadrina (ebenso wie die Partneruni) trotz der wenigen Fakultäten als eine Vorreiterin und kompetente Gesprächspartnerin in Sachen Lehre stehen kann, die auch Wissenschaftler*innen, Lehrende anderer Institutionen sowie Interessierte anzieht und die Viadrina langfristig zu einem lebendigen Zentrum des Austauschs macht.
Ausblick
Bei erfolgreicher Umsetzung von viaLOG und der Einbindung in die Universitätsstruktur als ein langfristiges Angebot sind folgende Erweiterungen des Angebots möglich:
- Partnerinstitutionen könnten je nach Thema auch aus nichtuniversitärem Bildungskontext stammen (Beispiele: Schulen, Ausbildungsbetriebe, kreative außerschulische Bildungsinstitutionen wie Theaterschulen, Musikschulen, Erwachsenenbildung etc.)
- Sollten die eingeladenen Partnerinstitutionen interessiert sein und sollten nötige Mittel und Infrastruktur zur Verfügung stehen, wäre eine weitere Workshopwoche von Studierenden und Lehrenden der Viadrina an der jeweiligen Partnerinstitution wünschenswert, so dass ein beidseitiger Austausch stattfindet.
- Auch die Austauschwoche selbst könnte für externe Teilnehmende, z.B. von Bildungseinrichtungen, geöffnet werden, was mehr Menschen nach Frankfurt und an die Viadrina einlädt, die potentielle Studierende oder Partner*innen der Universität sein könnten.
- Ein zusätzliches Rahmenprogramm während der viaLOG Austauschwoche außerhalb der Universität in Frankfurt (Oder) sowie Słubice könnte auch ansässige universitätsferne Bürger*innen anziehen und eine Verbindung zwischen ihnen und den Studierenden herstellen. Dies würde das Angebot in den Städten vergrößern und zu mehr Kontakt zwischen Studierenden und anderen Menschen vor Ort führen.
- Die Abstände zwischen den viaLOG Austauschwochen könnten bei entsprechenden finanziellen und personellen Kapazitäten verkleinert werden, so dass in jedem Semester eine Austauschwoche stattfindet.
- Langfristig könnte ein Institut für Lehre and der Viadrina gegründet werden, welches einen weiteren Forschungsschwerpunkt "Lehre" etablieren könnte, der Interessierte und Expert*innen zu Forschungs- und Lehrzwecken anzieht.